Höchstleistungen durch Flow oder doch Floh?

Was treibt jemanden zu Höchstleistungen? Warum scheint manchem seine Arbeit spielerisch von der Hand zu gehen und ein anderer quält sich? Wie können Sie Höchstleistungen durch das Initiieren des Flow-Prozesses vollbringen?

Was ist der Flow-Prozess?

Haben Sie schon mal erlebt, dass ein Buch oder ein Film so spannend und fesselnd war, dass Sie das Buch zu Ende lesen oder den Film unbedingt zu Ende sehen mussten? Erst danach haben Sie erstaunt festgestellt, dass Sie eigentlich schön längst hätten zu Bett gehen müssen. Oder eben die Zeit vergessen haben! Wenn Sie solche Situationen kennen, haben relativ sicher den Flow-Prozess schon erlebt und wissen wovon hier die Rede ist.

Was kennzeichnet den Flow-Prozess?

Flow im Englischen steht für „Durchfluss“ oder etwas frei übersetzt auch „fliesende Grenze“. Was ist damit gemeint? Wodurch kennzeichnet sich nun dieser interessante Prozess?

Mihaly Csikszentmihalyi beschreibt in seinem Buch „Das Flow-Erlebnis“ diesen Zustand, ich beschreibe es besser als Prozess, wie folgt:

  • Die Aktivität die ich umsetze entspricht meinen Fähigkeiten.
  • Ich kann mich leicht darauf konzentrieren.
  • Ich habe klare Ziele im Kopf.
  • Ich bekomme laufend unmittelbare Rückmeldungen.
  • Ich habe das Gefühl, ich kann meine Aktivität kontrollieren.
  • Sorgen um mich selbst verschwinden.
  • Mein Gefühl & meine Wahrnehmung für Zeitabläufe verändert sich radikal!
  • Die Tätigkeit an sich ist schon attraktiv.

Es müssen keines Falls alle Faktoren zutreffen. Eine der wichtigsten Eigenschaften des Flow-Prozesses ist allerdings die erstaunliche Tatsache, dass ein Mensch seine Leistungsgrenze mühelos erweitern kann. Da ich im Flow praktisch im Zeitpunkt lebe, merke ich auch kaum Leistungsverlust. Ich bin sozusagen „Eins“ mit meiner Tätigkeit, Arbeit oder Aufgabe.

Einge Beispiele

  • Vielleicht haben Sie schon mal kleine Kinder beim Fernsehen beobachtet. Oft mit offenem Mund sitzen die Kleinen vor der Flimmer-Kiste und saugen förmlich das Dargebotene in sich auf. Sie erleben gerade den Flow-Prozess!
  • Sportler, die Höchstleistungen vollbringen sind praktisch immer im Flow-Prozess.
  • Immer dann, wenn Sie nicht (be-)merken, dass Zeit vergeht und Sie auch kaum müde werden, sind Sie im Flow-Prozess.
  • Einem Redner, der kein Manuskript benutzt, fliegen die Worte, Sätze, Formulierungen sowie die Mimik & Gestik einfach so zu, er fesselt mit seinem Vortrag seine Zuhörer! Er ist „Eins“ mit sich, dem Thema und seinen Zuhörern.
  • Erfolgreiche Eltern, die Haushalt, Kinder & den Partner neben ihrem Beruf in den „Griff“ bekommen, müssen zwangsläufig regelmaßig diesen Prozess erleben!

Wenn Sie mögen, lassen uns noch darüber nachdenken, wie Sie einen solchen Prozess aus dem Höchstleistung erwächst, für sich entwickeln können!

Was wäre als erstes zu tun?

  • Überprüfen Sie, ob eine angestrebte Tätigkeit wirklich durch Ihre Fähigkeiten hinterlegt ist.
  • Stellen Sie sicher, dass Sie sich völlig auf die Aufgabe konzentrieren können.
  • Definieren Sie so klar wie es nur geht ein Ziel.
  • Überlegen Sie, woran Sie merken werden, dass Ihnen die Arbeit leicht von der Hand geht.
  • Stellen Sie sich vor, dass Sie vom Anfang bis zum Ende der Tätigkeit den Prozess im Griff haben oder Sie „Eins“ mit ihm sind.
  • Stellen Sie sich vor, wie sehr Ihnen diese Arbeit Spaß macht.

Zugegeben für manche Zeitgenossen dürfte wohl gerade der letzte Punkt die größte Herausforderung darstellen.

Ein Flow-Erlebnis zu haben, ist wie Achterbahnfahren ohne Schwindelgefühl! Sven Lehmann

Fazit

Gehen Sie bitte davon aus, dass Sie die Ressourcen diesen Flow-Prozess immer und immer wieder zu erleben in sich tragen! Daher wird es leicht sein, an diese Erfahrungen anzuknüpfen und Höchstleistungen bei kleinem Energieeinsatz hervorzubringen. Mich würden Ihre Erfahrungen mit dem Flow-Prozess interessieren.

Autor: SL - 20. Feb 2006 - Kategorie: Aktuell, Entwicklung - Kommentar schreiben

Kommentare

  1. Sven Lehmann sagt:

    Hallo Wilhelm,
    ja, genau das ist der Ansatz von Mihaly.
    Sicher dürfte der Flow-Effekt oder -Prozess bei hoher Fremdbestimmung seltener auftreten. Wenn aber die Potenziale, das Wissen und das Können einer Person mit den Anforderungen übereinstimmen, dann sollte es auch da möglich sein. Ein Teil der „Voraussetzungen“ für diesen Effekt sind ja Einstellungen und persönliche Vorbereitungen. Das kann m. E. jeder beeinflussen, der eine Tätigkeit macht, die nicht gerade total demotiviert.
    Den größten Nutzen haben aber unbestritten Menschen, die in diesem Sinne selbständig sind: Unternehmer und Führungskräfte, usw. …
    Interessant sind auch die eigenen Erfahrungen. So „passiert“ mir das z. B. oft bei Lesen oder auch hier beim Schreiben, während eines Coachings oder einer auch einer Beratung.

  2. Wilhelm [Schoggo-TV] sagt:

    Hallo Sven!
    Gewiß ist eine, der Anforderung fast(!) entsprechende Fähigkeit für den Flow wichtig. Ein weiterer Faktor, neben der erlebten(!) Selbstbestimmung, ist aber auch das nötige Interesse.
    Ein, im Prinzip wirklich sehr interessantes Thema, zu dem es sehr viele Laborexperimente gibt, welche aber leider nur zu selten den Elfenbeinturm verlassen. 😉

  3. Wilhelm [Schoggo-TV] sagt:

    Wenn ich mich recht erinnere, so hat Csikszentmihalyi den Flow-Effekt hauptsächlich an Sportlern und „Spielern“ sowie hochgradigen und selbstverantworteten Berufsgruppen (Chirurgen) untersucht. Ich bin deshalb skeptisch, ob dies Konstrukt auf das „normale“ Berufsleben übertragen werden kann – werden Personen dort doch mit fremd bestimmten und nicht selbst gewählten Aufgaben betraut. Auch unterscheiden sich Aufgaben von „Herausforderungen“ (i.e. reizvollen, weil lösbaren „Problemen“)

  4. Wilhelm [Schoggo-TV] sagt:

    Ja, das Interesse bei anderen, auch nach deren Kindheit und Jugend, kann man durch vorgelebte Begeisterung wecken.
    Bezüglich der Vorbereitung trennen uns Pragmatismus und „Rationalismus“, will sagen:
    wenn ich mit Menschen arbeite, dann möchte ich die (relative!) Sicherheit haben, dass meine Interventionen nicht nur einen Langzeiteffekt haben, sondern auch keinen Schaden anrichten.
    Kurzfristige Erfolge durch Begeisterung, i.e. Stimmungseffekte (s.o.), reichen mir alleine nicht aus – darüber stritt ich mich auch schon mit meinem NLP Trainer.

  5. Sven Lehmann sagt:

    Nun das Interesse kann ich aber auch entwickeln (wenn es nun nicht eine Tätigkeit ist, die ich überhaupt nicht mag).

    Die Übertragung von Theorie in die Praxis ist schon allein deswegen schwer, weil doch viele glauben, diese beiden Dinge gehören nicht zusammen. Ich kenne allerdings wenige, die ein größeres Haus ohne Architekten bauen. Ich kenne keinen großen Pianisten, der nicht regelmäßig übt! Ich kenne keinen erfolgreichen Chirurgen, der vor einer OP mit einem Presslufthammer arbeiten würde!

    Ich kenne aber viele Menschen, die ohne Vorbereitung glauben große Erfolge zu produzieren. 😉

  6. Sven Lehmann sagt:

    Was hast Du denn dem NLP-Trainer gesagt oder was war genau das Thema eures Streits?

  7. Christof sagt:

    Guten Tag Hr. Lehmann!
    Ich selbst bin Sachbearbeiter und habe schon ab und an mal in meinen Berufsleben den Flow Effekt erleben dürften. Natürlich auch bei Sportlichen Aktivitäten aber was mich interessiert ist eher den nutzen den man bei der Arbeit daraus ziehen kann.
    Ich habe vor kurzem in der Krone Zeitung im Internet über einen Amerikaner glesen, der in einen Jarh das Ballgefühl kriegen will durch Flow und NLP was Profikicker von Kindesbeinen an trainieren, hier ist der Artikel dazu:

    „24-Jähriger will mit NLP Weltklasse-Kicker werden. Wenn es nach Arton Baleci geht, wird bald kein Hahn mehr nach Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Kaka, Robinho und Co. krähen – er selbst will der neue Star der Fußballwelt werden, dem Kommentatoren, Fans und Fußballlegenden zu Füßen liegen sollen. Erreichen will das der nach eigenen Angaben völlig talentfreie 24-Jährige mit hartem NLP-Training, das ihn innerhalb eines Jahres auf eine Ebene mit den Stars der englischen Premier League, Balecis Traumdestination, bringen soll.“ krone.at

    Indem Sinne habe ich mir auch das von Hr. Willhelm beschrieben Buch bestellt. Ich hätte schon ein eigenes Interesse daran durch Flow und ähnliches meine Lernfähigkeit zu steigern oder es mir zu erleichtern. Möchte das auch selbst mal in einen Versuch dann testen indem ich in einen Jahr eine Fremdsprache fließend sprechen lernen will. Damit sich das nun nicht allzu leicht anhört, ich selbst habe kein Talent für Fremdsprachen ich bin in der Schule schon an Englisch gescheitert.
    Halten sie sowas für möglich? Kann man durch Flow die Lernleistung steigern?
    Mit freundlichen Grüßen
    Christof

Schreibe einen Kommentar zu Sven Lehmann Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

©2001-2024 - Sven Lehmann - Dr.-Külz-Ring 15 - D-04838 Eilenburg   Autor - Berater - Coach - Supervisor - Unternehmer - Kontakt - Impressum - Datenschutz Projekt: agentur einfachpersönlich