Unentschlossen? Ihre Entscheidung ist schon gefallen.

Wenn es darum geht Entscheidungen zu treffen, dann scheint es so zu sein, dass Unentschlossene sich meist doch schon entschieden haben. So will es jedenfalls ein Forscherteam der Universitäten von Western Ontario in London und Padua herausgefunden haben.

Forscher der Universitäten von Western Ontario in London und Padua haben eine interessante Entdeckung gemacht: Anhand eines Fragebogens konnten die Wissenschaftler feststellen, dass sich Unentschlossene schon viel früher eine Meinung gebildet haben, als sie es selbst wissen. In Tests mit Fragebogen hatten jene, die über sich selbst meinten, sie hätten sich noch nicht für oder gegen etwas entschieden, bereits deutliche Präferenzen gezeigt, berichten die Psychologin Silvia Galli und ihr Team in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Science.

Details der Untersuchung

Die Forscher hatten für ihre Untersuchung 129 Freiwillige aus der oberitalienischen Stadt Vicenza rekrutiert. Das Thema der Befragung war die heiß diskutierte Problematik des eventuellen Ausbaus des US-Militärstützpunktes. Von den Probanden hatten 97 schon vor der Untersuchung angegeben, sich bereits eine Meinung darüber gebildet zu haben. Die restlichen 33 waren noch unentschlossen. Die Untersuchung bestand aus zwei Fragerunden, die jeweils im Abstand von einer Woche durchgeführt wurden. In der ersten Runde mussten die Probanden zunächst ihre Zustimmung, Ablehnung oder Unentschiedenheit darlegen. Anschließend mussten sie ihre Ansichten in Bezug auf ökologische, wirtschaftliche und politische Folgen in einen Fragebogen eintragen. Am Schluss wurden ihnen noch Fotos in rascher Folge gezeigt, die sie nach Kategorien positiv oder negativ bewerten mussten.

Ehe die Forscher zum zweiten Durchgang riefen, hatten sich 30 der 33 Unentschlossenen bereits für einen Standpunkt entschieden. Eine Untersuchung der abgegebenen Fragebögen der Probanden zeigte jedoch, dass auch die Unentschlossenen bereits eine Woche zuvor deutliche Präferenzen für eine konkrete Position zeigten.

Erkenntnisse bzgl. Entscheidungen

Die Entscheidungsfindung hat vielfach schon stattgefunden, bevor die Menschen dies überhaupt wissentlich wahrnehmen, umgekehrt konnten die Psychologen bei den Probanden, die sich schon vorher entschieden hatten auch feststellen, dass bewusst angeführte Argumente jene Assoziationen stärkten, die die eigene Meinung untermauerten.

Autor: SL - 25. Aug 2008 - Kategorie: Coaching - Kommentar schreiben

Kommentare

  1. Rolf Carpentier sagt:

    Das Ergebnis der Befragungen überzeugt mich hinsichtlich der Schlussfolgerung nicht. Es mag freilich sein, daß das bei genauerer Kenntnis der Foschungsarbeit nicht haltbar ist.

    Aber:

    Hat doch der Mensch meist – auch bei einer noch nicht endgültig entschiedenen Meinung – die Neigung zu einer oder die Tendenz in eine bestimmte Richtung, mit der er generell sympathisiert.

    Wen wundert es denn dann, wenn überwiegend der Neigung bzw. der vorhandenen Tendenz entsprechend entschieden wird? Unentschieden sein besagt doch im kleinsten Nenner nur, man behält sich offen, vom für sich selbst Üblichen auch mal abzuweichen. Vielleicht fehlen bzw. kommen noch maßgebliche Infos? So lange heißt es doch dann richtigerweise (!), unentschieden bleiben.

    Echt unentscheiden ist man wohl dann, wenn fast alle, zumindest maßgebliche Informationen fehlen und man nicht zu Vorurteilen neigt. Das wird man für die Befragten von Vicenza wahrscheinlich nicht behaupten wollen.

  2. Sven Lehmann sagt:

    Welcher Mensch kann von sich behaupten, er sei frei von Vorurteilen? Insofern ist aus meiner Sicht immer eine Tendenz im Sinne der gemachten Erfahrungen, Vorlieben und vorhandenen Informationen gegeben.

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