Coaching Fasten 8 – Der Übertreibungswahn

Nach den üppigen Tagen, der Lust und der Notwendigkeit auf gutes Essen, der Ausgelassenheit in dunklen Stunden, dem Austreiben von so manchem alten Geist und der aufkeimenden Hoffnung, dass für jede Schneeflocke mindestens ein Schneeglöckchen den Frühling um so sehnlicher herbeiläutet, nach dieser Winterzeit braucht es eine eigene spürbare Veränderung. Seit langer Zeit nutzen die Menschen das Fasten zur Transformation. Seit geraumer Zeit beginnt die Fastenzeit nach dem Fasching beziehungsweise dem Karneval und endet zu Ostern. Grund genug, sich zu fragen ob man diese Zeit nicht nur der körperlichen Genügsamkeit widmen kann. So manches geistreiche Fett hat sich über die Monate oder gar Jahre angesammelt. Coaching in der Fastenzeit – im achten Artikel zu diesem Themenkreis geht es um den Übertreibungswahn.

Maß ist etwas Verhängnisvolles. Nichts ist so erfolgreich wie das Übermaß. Oscar Wilde

Systemisch betrachtet hat natürlich auch die Übertreibung ihre guten Gründe. So dient die Übertreibung exzellent dazu, drastisch auf nicht so gut wahrnehmbare Dinge oder Situationen oder Zustände aufmerksam zu machen. Nicht selten sind das sogar unliebsame Angelegenheiten. Es ließe sich also sagen, in der Übertreibung liegt auch die Wahrheit und zwar der Erkenntnis. Nicht umsonst werden im Theater seit Jahrtausenden auch Übertreibungen genutzt.

Auf dem Bild ist übrigens die Eilenburger Ilburg bei einem Stadtfest mit Feuerwerk zu sehen.

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Wenn die Übertreibung zur Norm oder eben zum Wahn wird

Übertreibungen haben also auch eine interessante nützliche Seite. Warum dann bitte sollte man denn von dieser Sache fasten? In einer Welt, die durchwoben ist mit der Angst vor Bedeutungslosigkeit des Einzelnen, dient die Übertreibung als andauernder Versuch, Aufmerksamkeitsfenster in der Wahrnehmung des anderen Gegenübers zu erzeugen. Die Übertreibung könnte man dem Flüchtigkeitserleben des Alltages gegenüberstellen, oft genug als den schreienden Akt von Daseinsbekundung im Augenblick des Zeitenfließens. Findet sich hinter diesem Dasein aber keine Substanz, bleibt die Wirkung der Übertreibung genauso fade wie eine Theaterrolle, die mit einem unbegabten Schauspieler besetzt ist.

Schrei nach Aufmerksamkeit – Übertreibung oft Trugschluss

Die Konsequenz daraus ist ein fataler Trugschluss, der im Fall des Übertreibungswahns ein Zerrbild sehnsüchtigen Lebens erzeugt. Die Sucht oder eben der Wahn äußert sich im beständigen Suchen und Erzeugen der dann mit dem realen Leben verwechselten normal gewordenen Übertreibung. Leben kann dann nur noch als erfüllend unter solchen extremen Bedingungen empfunden werden.

Das älteste Sprichwort ist wohl: Allzuviel ist ungesund. Georg Christoph Lichtenberg

  • Es genügen dann eben keine Millionen Euro mehr auf dem Konto, es mögen bitte Milliarden sein.
  • Es genügt dann nicht mehr die nützliche körperliche Bewegung, sondern diese wird allgemein anerkannt als Übertreibung ausgebaut.
  • Es sind dann vermeintlich Übertreibungen vielerlei Arten und Formen notwendig, um überhaupt (noch) wahrgenommen zu werden, das glaubt man dann zumindest.
  • Übertreibungen sowohl in Passivität als auch in Aktivität – nur noch auf dem Sofa zu liegen ist auch eine Übertreibung.
  • Es genügt dann nicht mehr die Norm zu erreichen, sondern diese muss übertroffen werden. Das dies ist interessanterweise gerade im sportlichen Wettbewerb normal und in den letzten Jahrzehnten auch mit nichtsportlichen Mitteln immer wieder angestrebt.
  • Man korrigiert dann erst einen einmal eingeschlagenen Weg, wenn es wirklich überhaupt nicht mehr geht. Gerade als Unternehmer, ist das ein erhebliches Problem.
  • Auch der alte Spruch des Esels der vom Tanzen auf dem Eis nicht lassen kann, weil es ihm so gut geht, reiht sich hier gut in die Übertreibungsaufzählung ein.
  • Auch die schillernde Verfilmung von angeblich nicht verfilmbaren literarischen Vorlagen zeigt sowohl in den Spezialeffekten als auch in den Schnittfolgezeiten erhebliche Übertreibungen.
  • Sprachlich findet sich dann die Übertreibung im gesteigerten Superlativ – voller als voll ist dann noch eine Untertreibung.
  • Die bekannte Mücke, die als Elefant präsentiert wird … oder das
  • Jammern auf hohem Niveau.

Nicht selten wird im Streben dieses Übertreibungswahns davon gesprochen, seine Grenzen kennenzulernen oder erweitern zu wollen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass viele Menschen ihre körperlichen Grenzen auf eine sehr einfache Form, mit viel Genus, erweitern. Dieses Zunehmen steht sozusagen jeder Form von Fasten als eine Möglichkeit ja vollständig entgegen.

Coaching zum Fasten des Übertreibungswahns

Nehmen wir also an, Sie würden gern von der Übertreibung fasten wollen, was würde Ihnen ein Coach dazu sagen können? Vielleicht wären die folgenden Gedanken zum Fasten hilfreich:

  1. Wie bei allem, wovon wir fasten möchten, ist die Entwicklung eines Bewusstseins gegenüber diesem Fakt, der verändert werden soll, notwendig.
  2. Machen Sie sich auch die positiven Seiten der Übertreibung klar, wollen Sie dann immer noch der lieb gewonnenen Übertreibung entsagen?
  3. Wenn ja, dann gehen Sie es schrittweise an. Rom wurde nicht an einem Tag erbaut und das Fasten dauert einige Wochen.

Gute Erfolge, Freude, Erkenntnisse und Erfahrungen beim diesjährigen Fasten!

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Autor: SL - 30. Jan 2015 - Kategorie: Coaching - Kommentar schreiben

Kommentare

  1. Unternehmensführung & Fasten

    Mit Fug und Recht kann man sagen, dass der Frühling schon bald an unserer Türen klopft. Vorher geht noch die Faschingszeit ins Land. Ein bekanntes Lied in dieser Zeit besingt auch das Ende von „Allem“ am Aschermittwoch. Wie vielen Menschen bekannt ist…

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